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Zischup-Interview

"Was das Technische angeht, sind wir echt weit"

  • Chiara Kreuzwieser, Klasse 8b, St. Ursula-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 26. April 2024
    Schülertexte

     

Cora Zicai (19) ist Stürmerin des Bundesligateams der SC Frauen. Im Interview unterhält sie sich mit Chiara Kreuzwieser über den Frauenfußball. .

Cora Zicai spielt in der ersten Bundesliga der Frauen für den SC Freiburg.  | Foto: Privat
Cora Zicai spielt in der ersten Bundesliga der Frauen für den SC Freiburg. Foto: Privat
Zischup: In welchem Alter haben Sie angefangen, Fußball zu spielen?
Zicai: Ich habe mit fünf Jahren im Verein angefangen. Davor habe ich auch schon immer mit meinen vier Brüdern gekickt, und die waren auch einfach der Grund, dass ich angefangen habe. Die zwei älteren haben nämlich auch Fußball gespielt und dann bin ich immer mitgegangen.

Zischup: Wie fanden Sie es, als Sie in die Nationalmannschaft gekommen sind?
Zicai: Schon voll schön. Ich war da noch recht jung, ich glaube 12 oder 13, und es gab ein Sichtungsturnier in Duisburg. Für mich war das voll cool, dass ich da überhaupt dabei sein durfte. Ich habe da eigentlich gar nicht groß dran gedacht, dass die Nationalmannschaft auf einen aufmerksam werden würde. Aber klar hat es mich dann richtig gefreut und es war auch eine große Ehre.

Zischup: Werden Sie oft draußen erkannt oder eher nicht?
Zicai: Nein, nicht wirklich. Es gab schon einmal ein paar Momente, wo mich Leute darauf angesprochen haben und ein Bild machen wollten, aber ansonsten nicht wirklich.

Zischup: Kann man als Spielerin der Bundesliga gut von dem verdienten Geld leben oder haben die meisten noch einen Beruf neben dem Fußball?
Zicai: Die meisten arbeiten. Klar, die Spielerinnen in den Top-Mannschaften, die können schon gut davon leben. Aber ich sage mal so: In kleineren Vereinen müssen wir auf jeden Fall nebenbei noch etwas machen, um gut durchs Leben zu kommen, da es noch nicht ansatzweise soweit ist wie bei den Männern.

Zischup: Haben die Frauen und Männermannschaft gleich gute Bedingungen, also gleich viel Unterstützung vom Team her, oder gibt es da Unterschiede?
Zicai: Klar, beim Männerfußball ist schon nochmal alles weiter. Aber ich finde, auch dadurch, dass wir jetzt die alte Anlage von den Männern übernommen haben, stehen wir da im Frauenfußball schon sehr weit oben. Deshalb sind wir auch voll und ganz zufrieden mit dem, was wir haben, und es sind auch einfach top Bedingungen. Wir sind sehr dankbar dafür, was wir hier haben, weil es nicht selbstverständlich ist.

Zischup: Wo merkt man im Spiel Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball von der Spielart her?
Zicai: Was echt offensichtlich ist, ist, dass beim Männerfußball alles schneller und körperlich auch viel robuster zugeht. Ich finde aber, was das Technische angeht, sind wir echt weit, und ich würde jetzt nicht sagen, dass es da so besonders große Unterschiede gibt. Deshalb finde ich auf jeden Fall, dass der Frauenfußball auch viel attraktiver geworden ist und viel mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Zischup: Wäre es Ihnen lieber, wenn mehr Zuschauer zu den Bundesligaspielen kämen?
Zicai: Ja, natürlich. Klar, es ist schon viel besser geworden. Wie gesagt, die Aufmerksamkeit ist gestiegen, aber es wäre schon cool, wenn man noch öfter vor großen Kulissen spielen könnte. Es passiert jetzt schon oft, dass Frauenvereine vor sehr vielen Zuschauern spielen dürfen, und das schätzt man auch sehr. Ich glaube, wenn man das einmal erlebt hat, dann will man das immer wieder erleben und deshalb ist es für jeden echt ein Ansporn.

Zischup: Finden Sie es okay, dass Männer so extrem viel mehr verdienen als Frauen in der Bundesliga?
Zicai: Ich finde, Männer müssen schon mehr verdienen, vor allem, weil die Reichweite da viel extremer ist als bei den Frauen. Deshalb gibt es da auch gar nichts auszusetzen, dass Männer mehr verdienen. Aber ich glaube, den meisten Frauen im Fußball geht es mehr darum, dass wir von dem Gehalt leben können, und das ist einfach in vielen Fällen noch nicht so. Ich finde die Summen, die Männer so verdienen, schon sehr extrem. Das Ziel ist, dass dem Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und man davon gut leben kann, weil wir ja genauso viel Zeit in den Sport investieren wie die Männer.

Zischup: Denken Sie, dass Frauen irgendwann mal genauso viel Geld mit Fußballspielen verdienen werden wie die Männer?
Zicai: Ich glaube, für genauso viel braucht es noch sehr lange. Aber ich glaube schon, dass sich in den nächsten Jahren auf jeden Fall etwas ändern wird.

Zischup: Welche Tipps haben Sie für Mädchen, um es in den Profibereich zu schaffen?
Zicai: Ich finde, das Wichtigste an dem Ganzen ist, dass man Spaß dabei hat. Ich glaube, es gibt immer solche Phasen, wo man sich denkt, dass es einfach gerade zu viel ist oder es nicht so Spaß macht. Aber im Großen und Ganzen ist der Spaß einfach das Wichtigste. Ich finde nämlich, es macht immer einen Unterschied, ob jemand gezwungen wird, Fußball zu spielen, oder ob du es wirklich aus Leidenschaft machst. Und deshalb würde ich einfach sagen, Spaß – und natürlich auch hart arbeiten, denn es läuft ja auch nicht alles von selbst.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

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